
John Schöllgen
Nach dem Abitur ging er einkaufen. Bereits während einer Literaturkursaufführung von „Viel Lärm um nichts“ infizierte sich John in der Rolle des Dogberry mit dem Theatervirus (morbus theatralis). Unheilbar. Selbst der Abschluss des Anglistikstudiums half nicht. So verschleppte er den nickligen Keim durch nunmehr über 40 vielsprachige Produktionen. Für die Theatergesellschaft Wohlgemuth verkörperte er u.a. mehrfach den Räuber Hotzenplotz, das „Biest“, einen verkappten Schauspieler mit Sprachfehler („Pension Schöller“) oder einen unvermählbaren Arztsohnstiesel in Molières „Der eingebildete Kranke“. Mit Regisseurin Friederike Felbeck reiste er für einen Workshop in den Senegal, um dort Hofmannsthals „Jedermann“ zu sezieren. Er gab den zynischen Danilo („Kisses & Lies“) und den betrunkenen König („Cinderella“) für die Sinclair Arts Theatre Company sowie Rosenkranz in Orlando Schenks „Hamlet“. Selbst Evita grüßte er nicht. Dafür aber Richard III und Othello.
Jüngst sitzt er gern. Auf dem Regiestuhl, am Schreibtisch, you name it! Seitdem inszeniert er Stücke aus eigener Feder wie „Der Tod kommt im Flanellhemd“; oder „Die Schattenfrau von Venedig“. Einige seiner geilsten Teile sind beim Impuls-Theaterverlag und dem Plausus Theaterverlag beheimatet. Sein Spitalspaß „Die Welt ist krank und der Arzt hat frei“ entpuppte sich zum polyglotten Wandervogel. In Friesoythe uraufgeführt, lernte er in Rhäzüns Schweizerdeutsch, um bald nach Köln zu ziehen. 2013 gründete der englandaffine Morbidhumorist das Dead Parrot Theatre. „Ich bin glücklich, so viele talentierte kreative Mitstreiter gefunden zu haben“, antwortete er auf die Frage, ob er glücklich sei, so viele talentierte, kreative Mitstreiter gefunden zu haben. Seine geistreiche Komödie „Irrlichter“ bot dem toten Vögelchen den perfekten Rückenwind für die ersten Flugversuche. Jetzt avanciert er zum Kaiser.